Die KV-Lehre hatte ich also erfolgreich absolviert und abgeschlossen.
(siehe Teil 1 – was ich früher werden wollte…)
Wie ging es weiter?
Einen Monat konnte ich zum Glück doch noch in der Lehrfirma tätig sein, bevor es dann einen Tag nach Auffahrt 1991 auf meinem Weg Richtung Kingergärtnerin weiter ging.
Am Dienstag nach Auffahrt 1991 verabschiedete ich mich unter Tränen von meinem Mami und trat die «weite» Reise von Grüningen nach Genève an. Ein grosser Schritt alleine als «Land-Ei» in eine so grosse Stadt zu ziehen.
In der Crèche de Plainpalais, im 9. Stockwerk absolvierte ich ein 13-monatiges Praktikum als Jeune-fille bei den «Grossen», ca. 3 – 4-jährigen Kindern.
Wir, 2 – 3 Jeune-filles der Krippe wohnten ein Stockwerk unterhalb unseres Arbeitsortes in einer 3-Zimmer-Wohung, wo jede von uns ein Zimmer hatte und gemeinsam Küche/WC/Bad/Dusche.
Wow, was hatte ich für ein Glück beim Zimmerbezug bekam ich das grösste Zimmer. Es war einfach je nach Wegzug der Vorgängerin bekam das frei gewordene Zimmer und meines war viel grösser als je eines meiner Zimmer zu Hause. Zu einem späteren Zeitpunkt bekam ich dann von meinem Nani (Grossmutter) einen kleine Fernseher geschenkt für in mein Zimmer – wow war das ein Luxus und ein Privileg für mich.
Ja, so startete ich mein Abenteuer in der «grossen weiten Welt».
Die ersten paar Wochenenden ging ich mind. alle zwei Wochen nach Hause aber mit der Zeit wurden dann jeweils Monate bis ich wieder mal zu Hause anzutreffen war. Es gefiel mir sehr gut und ich fühlte mich wohl, hatte auch Anschluss gefunden in der Jugendgruppe und der dazugehörigen Kirchgemeinde.
Nach 13 Monaten kehrte ich nach Hause zurück und informierte mich über den weiteren Weg zu meinem Traumberuf der Kindergärtnerin. Was für eine Ernüchterung!
KV ist zwar eine gute Grundlage aber für den Eintritt in das Kindergärtnerinnen-Seminar hätte ich mind. ein Jahr an der AKAD diverse Fächer nachholen müssen und leider war diese Schule sehr sehr teuer, was für mich und meine Familie nicht möglich war zu bezahlen.
Was nun?
Nachdem ich ja die Sekundarschule und die Lehre mit viel Aufwand jeweils geschafft hatte, wollte ich nicht noch mehr Schule und so suchte ich mir eine Stelle im kaufmännischen Bereich, wo ich einfach mal arbeiten und etwas Geld verdienen konnte.
Von 1992 – 1995 arbeitete ich an verschiedenen Orten im kaufmännischen Bereich, verlor zwischendurch aus wirtschaftlichen Gründen die Stelle aber fand immer wieder gleich etwas Neues und konnte so in versch. Bereichen Erfahrungen sammeln.
Doch irgendwie kam in mir in dieser Zeit der Wunsch auf, eben doch etwas mit Kindern zu arbeiten, ich informierte mich erneut über die Möglichkeit der Kinderkrankenschwester-Ausbildung und ging ein paar Jahre nach meinem ersten Mal nochmals an einen Informationsvormittag im Kinderspital in Zürich.
In der Schulzeit konnte ich mir nicht vorstellen mit kranken Kindern zu arbeiten und nun, ein paar Jahre später war das kein Problem mehr und so meldete ich mich (für mich) mutig zur Aufnahmeprüfung an.
Kurz bevor ich wusste, dass ich zur Aufnahmeprüfung zugelassen bin, war mein Temporär-Einsatz in der einen Firma vorbei und ich ging ganz kurzfristig für 3 Monate nach Canada zu einem Onkel von mir. Mit praktisch keinen Englisch-Kenntnissen flog ich also das erste Mal alleine so weit (hatte erst einen kürzeren Flug als Premiere vorher) und half bei meinem Onkel und Familie dort wo Not an der Frau war. Ich brachte den Abfall weg, half beim Wasserröhren-Austausch, Laden putzen, Wände streichen, Haus saugen, Servieren im Restaurant, in der Küche helfen und und und.
Es war eine lehrreiche Zeit und vor allem wurde mein Englisch durch den täglichen Gebrauch mit meiner Tante, meinen Cousins, Angestellten und Gästen viel besser. Eine Zeitlang überlegte ich mir tatsächlich ob ich nicht gleich in Canada bleiben soll…
Doch dann bekam ich ein Telefon von zu Hause (Handy gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht – Briefe schreiben war «normal»), meine Mama informierte mich, dass ich die Einladung zur Aufnahmeprüfung vom Kinderspital bekommen habe für einen Tag nach meiner Ankunft aus Canada. Ja, jetzt war es klar, dass ich wieder in die Schweiz komme.
Aufnahmeprüfung Kinderspital
So gingen also die drei Monate in Canada zu Ende und ich kam mit zwei kleinen Katzen im Gepäck zurück in die Schweiz.
Wenn ich jetzt zurückdenke, muss ich echt lachen, denn ich ging an die Aufnahmeprüfung für die Kinderkrankenschwester-Ausbildung mit Canada-Pulli, -T-Shirt und einer Kette mit dem Maple-Leaf. Für Chat-Lag war keine Zeit, am Tag nach der Ankunft musste ich zur Prüfung antreten in Zürich und wow, es hatte geklappt und im Oktober 1995 startet ich mit der Zweitausbildung zur Kinderkrankenschwester.
Ich war eine der Älteren in der Klasse aber das störte mich nicht und ich war auch im schulischen Teil echt gut und ja, es gefiel mir sehr gut.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Während meinem ersten Praktikum im Kinderspital auf der chirurgischen Abteilung hatte ich das erste Mal drei Tage frei und besuchte meine Mama und ihr Partner in deren Skiurlaub. Dass das mein Leben ein Jahr später drastisch verändern würde, wusste ich zum Glück nicht.
Bei der letzten Ski Abfahrt hatte ich fast im Stehen einen blöden Sturz, der mich dann mit dem Rettungsschlitten und Ambulanz ins Spital in Chur führte. Von dort ging ich mit Krücken raus und am Tag danach fuhren mich meine Mama und ihr Partner mit meinem und ihrem Auto nach Hause damit ich wie empfohlen, zu Hause dann zu einem Orthopäden gehen konnte. Eine Arthroskopie folgte und ein Jahr später dann die definitive Diagnose, dass der Meniskus angerissen sei und eine Folgenschwere OP am Meniskus veränderte mein Leben sehr nachhaltig.
Ja, leider musste ich nach der Meniskus-OP, bei der es einen sog. Morbus Sudeck (heute CRPS genannt) gab und ich nur noch mit Krücken unterwegs sein konnte, meine geliebte Ausbildung als Kinderkrankenschwester nach 1 1/2 Jahren (in der Hälfte) abbrechen. Da ich als Erstausbildung die kaufmännische Lehre abgeschlossen hatte, hiesse es: «Es gibt keine Umschulung, Sie können ja ins Büro arbeiten gehen!»
Na toll, ich hatte das KV NIE gemacht um darauf zu arbeiten sondern «nur» als Sprungbrett für meinen Wunschberuf als Kindergärtnerin.
Glück im Unglück
Also hiess es Stelle suchen wo ein Chef ist, der mich nach ca. 2 Jahren nicht mehr auf dem Beruf und mit Handicap einstellt…
Es war eine lange Suche aber schlussendlich hatte ich nur 7 Minuten entfernt von meinem Zuhause entfernt das grosse Glück, dass ich einen Kleinbetrieb fand, wo mir der Chef eine Chance gab, mit trotz allem einstellte und ich nicht 100 % arbeiten musste. Ja Herr Graf war wirklich ein Engel für mich in der Situation und gab mir die Chance als Alleinsekretärin einzusteigen. Er zeigte mir mit viel Geduld alles und es war schlussendlich eine echt tolle Stelle, auch wenn es halt im Büro war. Wir waren ein Kleinbetrieb mit dem Chef, dem Chauffeur und mir.
Leider musste die Firma aus wirtschaftlichen Gründen verkauft werden und ich sass so quasi auf der Strasse. Ein harter Schlag nicht nur für den Chef denn in meiner immer noch schwierigen gesundheitlichen Situation eine neue Stelle zu finden erwies sich im weiteren Verlauf als sehr schwierig. So war ich dann auf dem Arbeitslosenamt, heute RAV und der Berater war ziemlich überfordert und wusste gar nicht recht wie er mir helfen/mich unterstützen könnte. Leider kamen einige Stellen wirklich nicht in Frage weil ich einiges auf gesunden Beinen hätte absolvieren sollen.
Nach langem suchen fand ich eine Stelle nur 5 Minuten zu Fuss (trotz immer noch voll an Krücken unterwegs) von meiner Wohnung entfernt. Dies war der einzige Vorteil, wie sich später herausstellte und es war meine erste Stelle wo ich die Kündigung einreichte.
10 Jahre und 1 Monat an der gleichen Arbeitsstelle
Nachdem ich aufgrund des echt schwierigen Chefs eine neue Stelle suchte und fand, war ich tatsächlich 10 Jahre und 1 Monat in der gleichen Firma, in verschiedenen Bereichen tätig.
Irgendwie spürte ich immer, dass ich eigentlich gerne im sozialen Bereich tätig bin und der kaufmännische Bereich ja nicht das war, in dem ich arbeiten wollte. Das war auch, obwohl ich immer sehr gute Arbeitszeugnisse bekam nach wie vor der Fall.
Zwischenzeitlich hatte ich es nach 6 Jahren an Krücken geschafft, trotz der chronischen Schmerzen immerhin ohne diese Dinger unterwegs zu sein und so schaute ich mich um, was mit meinen Einschränkungen doch möglich wäre im sozialen Bereich in dem ich genügend verdienen würde um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
Durch eine Bekannte kam ich auf den Beruf der Sozialpädagogin, schaute es mir an und entschloss mich, diesen Weg einzuschlagen. Dies bedeutete, das zweite Mal in meinem Leben selbst kündigen, ich startete mit einem Praktikum in einem Behindertenwohnheim und absolvierte zwei Prüfungen an zwei Schulen. Da ich nach wie vor unter Prüfungsangst litt, waren diese Prüfungen grosse Herausforderungen für mich und um die Chance mind. für eine Schule zu haben, absolvierte ich an zwei Ausbildungsstätten die Prüfung. Wow, für mich, welch ein Wunder – ich bestand beide Prüfungen und konnte auslesen.
Leider hatte mein Praktikumsort keine Ausbildungsstelle und machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Ort, um die berufsbegleitende Ausbildung zur Sozialpädagogin absolvieren zu können. Nach sehr langer Suche fand ich eine sozialpädagogische Pflegefamilie wo ich ein Jahr nach meinem Start mit der Ausbildung hätte starten können. Hätte…
Mobbing
Ein schwieriges Kapitel in meinem Leben musste ich leider bei der Pflegefamilie erleben und verlor aufgrund bitterbösem Mobbing eine Woche vor dem Ablauf der Probezeit meine Stelle.
Es war immer alle super und positiv und auf einmal war nur noch alles schlecht und ich hatte keine Chance. Ein sehr trauriges, schwieriges und nicht ganz einfaches Erlebnis, das einiges an Zeit brauchte bis ich es verarbeiten konnte.
Durch einen Musikkollegen bekam ich einen Tipp für eine Stelle in einem Alters- und Pflegeheim wo ich es wagte einzusteigen. Eigentlich hatte ich immer gesagt, dass ich nie mit alten Leuten arbeiten könnte…
So arbeitete ich nun also als Pflegeassistentin im Alters- und Pflegeheim und es gefiel mir unglaublich gut. Meinen Plan von der Ausbildung zur Sozialpädagogin konnte ich hier leider nicht weiter verfolgen und so überlegte ich mir, ob ich im Bereich der Alterspflege etwas machen könnte. Der Betrieb wollte mich auf alle Fälle behalten…
Gesundheit ist das höchste Gut
Es war ein sehr strenger Job, man war sehr viel auf den Beinen und ja mein linkes Bein war nach wie vor angeschlagen und nicht gut. Leider hatte ich an meinem eigentlich gesunden Bein, wahrscheinlich aufgrund der Überbelastung in kurzer Zeit zwei Ermüdungsbrüche und nach dem zweiten hatte ich einen sehr starken Schub meines Morbus Sudeck und war wieder einige Monate an Krücken unterwegs.
Es wurde klar, dass ich nicht weiter in diesem mir liebgewordenen Berufsfeld arbeiten könnte und mein Schmerzarzt hatte mir eigentlich schon vorher davon abgeraten aber wie ich bin, dachte ich, es geht schon.
Durch für mich göttliche Fügung erfuhr ich von einer Stelle die mich total ansprach und ich mich im Stellenbeschrieb total sah ABER es war im Büro und dort wollte ich ja eigentlich nicht arbeiten…
Nachdem ich mir eingestand, dass die Pflege definitiv nicht mehr möglich ist für mich und bei den zwei bestandenen Schulen für Sozialpädagogik mein Platz nach dem zu lange dauernden Zeitraum gestrichen wurden, musste ich mich geschlagen geben und bewarb mich für die mir zugetragene Stelle.
Wow, ja, ich bekam schlussendlich diese Stelle und es war einfach nur toll, ich liebte es zu organisieren und gab sehr sehr viel Herzblut in diese Arbeit.
Zwischenzeitlich musste ich meine immer wieder durch verschiedene Umstände verschobene Hand-OP endlich durchführen lassen. Ich wusste, dass ich drei Monate ausfallen würde, das war kein Problem vom Arbeitgeber und wir hatten alles sehr gut organisiert.
Ein harter Schlag
Wie im 1997 am linken Bein, entwickelte sich an meiner linken Hand nach der Operation leider auch ein Morbus Sudeck/CRPS und ich konnte schlussendlich nur noch 40 % statt 80 % arbeiten.
Ein harter Schlag traf mich, als meine Chefs, obwohl es immer hiess, es reicht mit den 40 %, mir die Kündigung überreichten. Ich verstand die Welt nicht mehr und war recht verzweifelt – schon wieder war meine Gesundheit Grund dafür, dass mein beruflicher Weg nicht mehr weitergehen durfte. Mein Lebensinhalt war weg, ich war verzweifelt!
Nicht aufgeben, gewinnt!
Was nun? Ich musste mich auf dem RAV (Arbeitslosenamt) anmelden und eine vorgeschriebene Mindestanzahl an Bewerbungen pro Monat versenden. Ja, das machte ich und ich bekam eine Absage um die Andere, immer immer wieder.
In dieser Zeit raffte ich mich auf und startete die Ausbildung zur dipl. Ernährungsberaterin, obwohl lernen und Prüfungen ja so gar nicht meins war. Mit sehr viel Aufwand aber erfolgreich schloss ich diese Ausbildung nach 1 1/2 Jahren ab mit einer für mich bombastischen Note.
Nach der Zeit von zwei Jahren auf dem RAV ohne Erfolg bei der Stellensuche wurde ich ausgesteuert…
Doch ich wäre nicht Susanne wenn ich nicht weitergehe und nicht aufgebe.
So startete ich einerseits ganz mutig kurz nach Abschluss zur dipl. Ernährungsberaterin mit einer kleinen Praxis und ja, es lief so langsam an, erste Klienten fanden zu mir. Andererseits bewarb ich mich für die Stelle als Kassenmitarbeiterin bei uns im Dorf im Freibad und hatte wenigstens den Sommer hindurch ein gewisses Einkommen. Auch wenn der Job für meine körperlichen Beschwerden sehr herausfordernd war, gefiel mir der Kontakt mit den Menschen sehr und es war mir egal ob ich Überqualifiziert bin.
Leider kam kurz nach dem Start mit der Praxis die Corona-Pandemie und es lief nichts mehr in meiner Praxis, teilweise durfte ich ja auch gar nicht Beratungen durchführen.
So musste eine weitere Einnahmequelle gefunden werden und ich bewarb mich für eine der Stellen in einem der Impfzentren. Es gefiel mir dort im administrativen/medizinischen Kontext arbeiten und Geld verdienen zu können.
Integrative Ernährungsexpertin als ungeahnte Chance
Mitte April 2022 erkrankte ich an Corona und anschliessend leider an Long bzw. Post Covid und einmal mehr wurde mir meine Gesundheit zum Verhängnis und ich konnte nicht mehr in der «Dorfbadi» arbeiten.
In dieser Zeit wurde ich auf wundersame Weise auf die Online-Ausbildung zur integrativen Ernährungsexpertin aufmerksam und trotzdem, dass ich mir mal geschworen hatte, ich mache keine Ausbildung mehr mit lernen und Prüfung, wagte ich es und startete im Herbst 2022 trotz herausfordernder Gesundheit diese Ausbildung. Teilweise im liegen aufgrund Long Covid packte ich es und schloss Anfangs Mai 2023 erfolgreich als integrative Ernährungsexpertin ab.
Diese Ausbildung hat mir geholfen, mich in die Welt des Online-Business zu wagen und so bin ich aktuell daran, meine Marke als «Frühstücks-Queen» aufzubauen.
Trotz gesundheitlichen grossen Herausforderungen bin ich regelmässig in meiner Ernährungsberatugs-Praxis suery-vital am beraten (klicke hier für Kontaktaufnahme für Beratung in der Praxis). Nebenbei bin ich im Aufbau meines Online-Business als Fühstücks-Queen.
Kindergärtnerin wollte ich mal werden, dipl. Ernährungsberaterin/integrative Ernährungsexpertin bin ich geworden und ich liebe, was ich tue!
Schau vorbei auf http://www.suery-vital.ch oder www.fruehstuecks-queen.ch
Liebe Susanne!
Das Leben hat es dir echt schwer gemacht, zu deinem Ziel zu finden. Es freut mich sehr, dass es dir (wie mir) dennoch gelungen ist, das zu finden, was du liebst und dir Spaß macht!
Viele Grüße
Karin